1924 – 1927 Der Traunstein. Ein Berg, weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt. Berge zu besteigen, auf den Bergen Schutz zu finden, die Natur zu genießen - um dies zu ermöglichen, erbauten in den Jahren 1924 bis 1927 wahre Idealisten der Naturfreunde Gmunden unter unsäglichen Mühen das Naturfreundehaus auf dem Traunstein. Nachdem noch am Fronleichnamstag des Jahres 1927 ein Militärverband unter der Leitung von General Theodor Körner – dem späteren Bundespräsidenten – Material auftrug, wurde dann am 14. 8. 1927 das Traunsteinhaus der Naturfreunde eröffnet. 1927 –1929 Ein Haus ohne Weg? Schon im Oktober 1926, während der mühevollen Bauzeit des Traunsteinhauses wurde die Forstdirektion ersucht, einen Felsanstieg direkt auf der Westseite des Traunsteins zum Haus der Naturfreunde errichten zu dürfen. Nach der Genehmigung organisierte eine Wegebausektion mit Alois Neubacher, Brandlmayr und Josef Haar Sonntag für Sonntag Arbeitspartien zum Einsatz. Ein Teil arbeitete von der Hütte abwärts, eine andere Gruppe mühte sich bis zum Überstieg mit Seil- und Meiselarbeiten. Von einem heimischen Treiber namens Huemer, der noch bei den kaiserlichen Hofjagden über den Pechgraben zum Westgrat aufklettern musste, erhielten die Wegbauer wertvolle Typs für diesen Abschnitt. Bekannte Bezeichnungen am Steig wie „Am Band“, „Banane“, „Überstieg“, „Gamskögerl“, „Böses Eck“, „Felsentor“ u.a. zeugen von der Tätigkeit der damaligen Steigbauidealisten in den Jahren 1928 und 1929. Am 15. September 1929 wurde der Naturfreundesteig vom damaligen Obmann Sepp Haar feierlich eröffnet. 1929 – 1945 Die nächsten tragischen Jahrzehnte betrafen auch unser Haus, unseren Steig: 1934 wurden die Naturfreunde als Verein aufgelöst und das Traunsteinhaus kassiert, „einverleibt“. Freiheit, auch die Freiheit in den Bergen hatte plötzlich einen ganz anderen Stellenwert. Heute diskutieren wir über den freien Zugang zu den Wäldern, die Wegefreiheit, den Wert von Wald, Berg und Wasser als öffentliches Gut, über Meinungs- und Pressefreiheit. Und es ist noch nicht gar solange her, da benötigte man für die Besteigung des Traunsteins einen Erlaubnisschein. Wir alle sollten daher gelernt haben und jene Entscheidungen treffen, die es künftigen Generationen ebenfalls ermöglicht, diese Werte, diese Freiheiten zu genießen. 1945 –1980 Im Herbst 1945 ging die Ortsgruppe mit dem Naturfreunde – Pionier Fritz Plasser wieder daran, den Steig notdürftig instand zu setzen. Das Haus ging erst 1952 wiederum in den Besitz der Naturfreunde Ortsgruppe Gmunden über. Die Geschicke der Ortsgruppe Gmunden lag zwischen 1958 und 1993 dann 35 (!) Jahre lang in den Händen von Ehrenobmann Alfred Buchmair. Ab 1960 war Ehrenmitglied Franz Huber als Wegereferent 20 Jahre lang für den Steig verantwortlich und es wurden unter seiner Leitung und mit Hilfe junger Idealisten große Sanierungsarbeiten durchgeführt und Seile und Leitern eingebaut. 1980 – 1999 Der Weg bedurfte in weiterer Folge nicht nur einer umfangreichen Betreuung, sondern der ständige Steinschlag unter der Westwand ließ den Gedanken reifen, dieses Wegstück umzulegen. Koordiniert vom neuen Wegereferenten Sepp Resch wurde ein aufwendiges Leiternsystem mit über 100 m Länge installiert welches künftig der Sicherheit der Bergsteiger diente. Es wurden unzählige Seilstützen einbetoniert, Seile ausgewechselt und jährlich der gesamte Weg abgeräumt. In den Jahren 1997 und 1998 donnerten zweimal Steinmassen vom Felskopf beim „Überstieg“ in die Tiefe. Der Steig wurde nicht nur schwer beschädigt sondern musste sogar behördlich gesperrt werden. Eine mögliche Umverlegung des gesamten unteren Teiles wurde ab diesem Zeitpunkt diskutiert und nahm dann immer konkretere Formen an. Juli 2000 Im Juli 2000 erreichte die Ortsgruppe Gmunden ein Anruf aus dem Büro der Umweltakademie und wir wurden über die ÖKO - Partnerschaft Land – Militärkommando OÖ und die Möglichkeit eines unterstützenden Arbeitseinsatzes durch Soldaten des Bundesheeres informiert. Ansprechpartner und umsichtiger Koordinator seitens der Umweltakademie war Ing. Dr. Franz Krehmair. August 2000 Entscheidend für die Inanspruchnahme dieser Partnerschaft insbesondere aber für die Finanzierung des Neubaues war die umgehende und unbürokratische Unterstützung durch die dafür zuständige Landesrätin Dr. Silvia Stöger. Trotz Zeitdruck wurde – unter möglichster Beachtung aller Interessen und durch ausgezeichnete Zusammenarbeit mit den Bundesforsten, dem Naturschutz und den Jägern – der neue Weg erkundet und festgelegt. September/Oktober 2000 Am Samstag, den 30. September wurde mit dem Neubau des Steiges begonnen. 10 Soldaten arbeiteten zwei Wochen gemeinsam mit vielen freiwilligen Helfern an der Trassierung des neuen Steiges. Dieser führt von der Lainaubachbrücke am Sulzkogel vorbei bis zum sogenannten "Überstieg" auf ca. 1000 Höhenmeter und mündet dort in den vorhandenen Naturfreundesteig (Länge ca. 2.000 m, Höhenunterschied 500 m). Durch die Stadtgemeinde Gmunden wurde die Ortsgruppe nicht nur finanziell sondern auch durch zwei Mitarbeiter unterstützt. Solange es die Witterung zuließ, wurde dann im Herbst noch von Funktionären und Helfern am Steig weitergearbeitet. März – Mai 2001 Ab März war wieder voller Arbeitseinsatz angesagt. Die lange Leiter wurde eingebaut, Seilversicherungen angebracht, Stufen eingestemmt und errichtet. Der alte Steig wurde rückgebaut und die Leitern und Seile abmontiert. Wiederum unterstützten uns fünf Soldaten drei Tage lang bei dieser nicht ungefährlichen Arbeit. Trotz Schlechtwetter wurde bis zum letzten Tag gearbeitet um den neuen Steig zeitgerecht fertig zu stellen. Eröffnung Am 5. Mai 2001 war es dann soweit: Der neue Teil des Naturfreundesteiges wurde feierlich eröffnet. Zwischen 60 und 70 ehrenamtliche Funktionäre und freiwillige Helfer hatten dieses Werk geschaffen: vom Arbeiten mit der Schaufel, der Bohrmaschine, bis hin zur Versorgung mit Jause und dem Abendessen in der Talherberge usw.All diesen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen gebührt Dank für ihren Einsatz. Ein Einsatz, der nicht einigen Wenigen oder Privilegierten dient, sondern der Allgemeinheit, allen Bergbegeisterten und Gästen. SEPP RESCH Ein Name ist untrennbar mit diesem neuen Steig verbunden: Der Name jenes Mannes, der seit 20 Jahren als Wegereferent für den Steig nicht nur verantwortlich ist, sondern auch überall selbst Hand anlegt. Ohne diesen ehrenamtlichen Funktionär würde es diesen neuen Steig in dieser Art nicht geben, wäre dieser Steig auch nicht fertig geworden. Von der gesamten Organisation und Einsatzplanung, von der Wegsuche bis zur Anfertigung aller Eisenteile, der Grab- und Stemm- und Bohrarbeiten, vom Abbau der von ihm vor 20 Jahren selbst angefertigten Leitern am alten Steig bis hin zum Befestigen der neuen Seile usw. – die ganze Verantwortung lag in den Händen von Sepp Resch. Würde dieser Weg nicht den altbewährten Namen Naturfreundesteig tragen - er müsste ab 5. Mai 2001 Sepp Resch – Steig heißen. Die Steigeröffnung 2001 wurde durch Obmann Rudi Thanner mit jenem Satz beendet, mit dem bereits anlässlich der Eröffnung im Jahre 1929 dieTeilnehmer verabschiedet wurden: Mögen recht viele den Weg finden, von den dumpfen Niederungen empor zu dieser freien Welt, den freien Bergen. BERG FREI